Die 60. Internationalen Filmfestspiele Berlin - und ich bin dabei (wenngleich nur am Rande)
Ja, da staunt ihr zurecht, liebe Leserinnen und Leser dieses einzigartigen Kinoblogs - haben wir den ollen Elmar doch noch nach Berlin geschickt, obwohl er es ja verpeilt hatte, sich eine vernünftige Akkreditierung geben zu lassen. Nun ist er zwar nur Zaungast, aber immerhin müssen wir keinerlei Spesen bezahlen (so war der Deal - wir kriegen Material für unsere Sendung und du - lieferst es. It's that simple.)
Und ist es nicht ein kleines Wunder und einen größeren Applaus wert, dass er - kaum ist die Berlinale fünf Tage alt - zum ersten Mal berichtet?
Nun, wir geben uns mit dem zufrieden, was wir kriegen können.
Also her mit den Impressionen:
Nachdem der Ticketverkauf mir via Internet zunächst abhold war, wurde ich am Ticketshop in den Potsdam-Arkaden wieder befriedet. Und das, obwohl ich noch gar nicht über den Status des Anstehens hinausgekommen war. Eine junge Asiatin benötigte ihr Ticket nicht und in kindlicher Aufgeregtheit war ich ein gieriger Abnehmer. Da machte es auch nichts, dass ich ihr nur 7 € anstatt der fälligen 9,50 € zahlen musste. Ich hatte mein erstes Ticket, die Berlinale war gerettet.
Weiteres Bonbon: Der Film stand auch auf meiner Wunschliste interessanter Optionen, und mit dem programmatischen Titel "Please give" wird mir gegeben, worum ich gebeten.
Eine kurze Review folgt weiter unten, der Vorhang des Vorführsaals im Friedrichspalast soll als Teaser genügen.
Ich bin mit meiner Ausbeute soweit mehr als zufrieden, ist doch mit "Father of Invention" mit Kevin Spacey ein Favourit auf der Haben-Seite.
Doch mein Hoch auf die Spontaneität zollte zeitlichen Tribut: Jetzt war es kurz nach 11 Uhr, 12 Uhr musste ich am Friedrichspalast sein, 14 Uhr folgte dann ein Panel unter dem reißerischen Titel: Fear Eats the Soul: The State of Film Criticism
Da ich kein Cliffdiver bin, spare ich mir den Cliffhanger, schwitzen musste ich indes dennoch, um zeitig von einem Ereignis zum nächsten zu eilen. Aber: Beide Termine waren von beeindruckender Tiefe.
Das Panel - in englischer Sprache - vereinte drei namhafte Filmkritiker, die mir dato kein Begriff waren und auch noch nicht wirklich sind. Aber das hole ich nach. Ihre Namen vorenthalte ich zur eigenen Recherche nicht: David Thomson, Stephanie Zacharek und Nick James (von rechts nach links im verwackelten beigefügten Foto)
Wesentlicher Kritikpunkt im Panel war die gängige Praxis, dass mehr und mehr sogenannte Filmkritiker gemeinsame Sache mit der Filmindustrie machen und sich fürs Vermarkten der Filme einspannen lassen. Eine kritische Analyse des Films ist so nicht länger gewährleistet (wenn alle Filme einfach nur noch angepriesen werden).
Ein Vorwurf, den ich gerne teile, wenngleich ich gerne Fan wäre (und somit undistanziert zum Werk stehe), wie auch ein ernstzunehmender Filmrezensent. Wie hält man es nun mit folgenden Ausspruch (frei nach Hanns Joachim Friedrichs): »Einen guten (Film-)Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache.« Nun, diesem Ansatz werde ich weiter nachsinnen.
Weitere Statements werde ich versuchen für den kommenden Filmabriss am 24.02.2010 aufzubereiten.
Kommen wir nun noch kurz zum Film "Please give", ein Film von Nicole Holofcener, von der ich bisher noch keinen weiteren Film bewusst oder unbewusst kannte. Via IMDB-Recherche weiß ich nun immerhin, dass man sie guten Gewissens als Autorenfilmerin bezeichnen kann (sie schreibt also auch ihre Filme), bisher in ihren Spielfilmen immer mit Catherine Keener zusammengearbeitet hat (so auch hier) und 1982 in einem Film namens Rollercoaster to Hell mitspielte.
In der Eingangssequenz kann man sagen, der Film spricht einen visuell an oder stößt ab. Zu sehen bekommt man nämlich haufenweise Brüste, die von Rebecca (Rebecca Hall) als "tubes of potential danger" angesehen wird. Rebeccas tägliche Arbeit besteht darin, Mammografien von Patientinnen zu machen. In ihrer Freizeit versucht sie sich - ganz New Yorkerin - an Internet-Dates und besucht fast täglich ihre bald 91-jährige Großmutter, die Tür an Tür mit Kate und Alex wohnt. Wobei wohnen wäre schon fast zuviel gesagt: Sie wird geduldet. Nachdem das Ehepaar auch ihr Appartement erworben hat, warten sie nur darauf, dass Großmutter das Zeitliche segnet. Doch sagt das natürlich keiner offen - außer vielleicht die andere Enkelin, Mary. Sie ist fünf Jahre älter als Rebecca und wenig sensibel (so macht es lange Zeit den Anschein). Wenig Sensibilität wird auch Kate und Alex nachgesagt, die ihr Geld damit verdienen, alte Möbel von Verstorbenen aufzukaufen, um sie dann teuer wieder zu verkaufen. Doch Kate kommen mehr und mehr Zweifel, sie möchte nicht als Aasgeier verschrien werden, der sich an den Nachlässen anderer gütlich tut. Also kompensiert sie ihr schlechtes Gewissen mit Wohltätigkeit auf der Straße und übertreibt es damit zuweilen - sehr zum Verdruss ihrer teenagernden Tochter.
Der Film handelt von alten Möbeln und alten Menschen, die darin ihr Leben ausgehaucht haben, wie der Film generell das Älterwerden reflektiert. Dies geschieht anhand vierer Generationen: Der 15-jährigen Tochter und ihrer Eltern sowie den Enkelinnen und ihrer Großmutter. Die Inszenierung kommt unaufgeregt daher, stehen im Mittelpunkt ja auch die Charaktere, die mitunter ziemlich schrullig gezeichnet sind (so ist die Großmutter auch für die meisten Lacher gut), aber immer authentisch bleiben.
Kommen wir abschließend noch einmal auf die Filmkritiker des Panels zu sprechen: Keiner der drei sprach sich für ein Bewertungssystem a la Roger Ebert oder via Sterne aus. Für die schnelle Einordnung finde ich hingegen solch ein System recht sinnvoll (konkretisieren kann man ja immer noch). Von daher teile ich die momentane Einschätzung von 6,4 bei IMDB nicht, sähe den Film im Siebener-Bereich. Aber bei 29 Votern ist das Ergebnis auch nicht wirklich repräsentativ.
Mehr Präsenz von mir die Tage...
Und ist es nicht ein kleines Wunder und einen größeren Applaus wert, dass er - kaum ist die Berlinale fünf Tage alt - zum ersten Mal berichtet?
Nun, wir geben uns mit dem zufrieden, was wir kriegen können.
Also her mit den Impressionen:
Nachdem der Ticketverkauf mir via Internet zunächst abhold war, wurde ich am Ticketshop in den Potsdam-Arkaden wieder befriedet. Und das, obwohl ich noch gar nicht über den Status des Anstehens hinausgekommen war. Eine junge Asiatin benötigte ihr Ticket nicht und in kindlicher Aufgeregtheit war ich ein gieriger Abnehmer. Da machte es auch nichts, dass ich ihr nur 7 € anstatt der fälligen 9,50 € zahlen musste. Ich hatte mein erstes Ticket, die Berlinale war gerettet.
Weiteres Bonbon: Der Film stand auch auf meiner Wunschliste interessanter Optionen, und mit dem programmatischen Titel "Please give" wird mir gegeben, worum ich gebeten.
Eine kurze Review folgt weiter unten, der Vorhang des Vorführsaals im Friedrichspalast soll als Teaser genügen.
Ich bin mit meiner Ausbeute soweit mehr als zufrieden, ist doch mit "Father of Invention" mit Kevin Spacey ein Favourit auf der Haben-Seite.
Doch mein Hoch auf die Spontaneität zollte zeitlichen Tribut: Jetzt war es kurz nach 11 Uhr, 12 Uhr musste ich am Friedrichspalast sein, 14 Uhr folgte dann ein Panel unter dem reißerischen Titel: Fear Eats the Soul: The State of Film Criticism
Da ich kein Cliffdiver bin, spare ich mir den Cliffhanger, schwitzen musste ich indes dennoch, um zeitig von einem Ereignis zum nächsten zu eilen. Aber: Beide Termine waren von beeindruckender Tiefe.
Das Panel - in englischer Sprache - vereinte drei namhafte Filmkritiker, die mir dato kein Begriff waren und auch noch nicht wirklich sind. Aber das hole ich nach. Ihre Namen vorenthalte ich zur eigenen Recherche nicht: David Thomson, Stephanie Zacharek und Nick James (von rechts nach links im verwackelten beigefügten Foto)
Wesentlicher Kritikpunkt im Panel war die gängige Praxis, dass mehr und mehr sogenannte Filmkritiker gemeinsame Sache mit der Filmindustrie machen und sich fürs Vermarkten der Filme einspannen lassen. Eine kritische Analyse des Films ist so nicht länger gewährleistet (wenn alle Filme einfach nur noch angepriesen werden).
Ein Vorwurf, den ich gerne teile, wenngleich ich gerne Fan wäre (und somit undistanziert zum Werk stehe), wie auch ein ernstzunehmender Filmrezensent. Wie hält man es nun mit folgenden Ausspruch (frei nach Hanns Joachim Friedrichs): »Einen guten (Film-)Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache.« Nun, diesem Ansatz werde ich weiter nachsinnen.
Weitere Statements werde ich versuchen für den kommenden Filmabriss am 24.02.2010 aufzubereiten.
Kommen wir nun noch kurz zum Film "Please give", ein Film von Nicole Holofcener, von der ich bisher noch keinen weiteren Film bewusst oder unbewusst kannte. Via IMDB-Recherche weiß ich nun immerhin, dass man sie guten Gewissens als Autorenfilmerin bezeichnen kann (sie schreibt also auch ihre Filme), bisher in ihren Spielfilmen immer mit Catherine Keener zusammengearbeitet hat (so auch hier) und 1982 in einem Film namens Rollercoaster to Hell mitspielte.
In der Eingangssequenz kann man sagen, der Film spricht einen visuell an oder stößt ab. Zu sehen bekommt man nämlich haufenweise Brüste, die von Rebecca (Rebecca Hall) als "tubes of potential danger" angesehen wird. Rebeccas tägliche Arbeit besteht darin, Mammografien von Patientinnen zu machen. In ihrer Freizeit versucht sie sich - ganz New Yorkerin - an Internet-Dates und besucht fast täglich ihre bald 91-jährige Großmutter, die Tür an Tür mit Kate und Alex wohnt. Wobei wohnen wäre schon fast zuviel gesagt: Sie wird geduldet. Nachdem das Ehepaar auch ihr Appartement erworben hat, warten sie nur darauf, dass Großmutter das Zeitliche segnet. Doch sagt das natürlich keiner offen - außer vielleicht die andere Enkelin, Mary. Sie ist fünf Jahre älter als Rebecca und wenig sensibel (so macht es lange Zeit den Anschein). Wenig Sensibilität wird auch Kate und Alex nachgesagt, die ihr Geld damit verdienen, alte Möbel von Verstorbenen aufzukaufen, um sie dann teuer wieder zu verkaufen. Doch Kate kommen mehr und mehr Zweifel, sie möchte nicht als Aasgeier verschrien werden, der sich an den Nachlässen anderer gütlich tut. Also kompensiert sie ihr schlechtes Gewissen mit Wohltätigkeit auf der Straße und übertreibt es damit zuweilen - sehr zum Verdruss ihrer teenagernden Tochter.
Der Film handelt von alten Möbeln und alten Menschen, die darin ihr Leben ausgehaucht haben, wie der Film generell das Älterwerden reflektiert. Dies geschieht anhand vierer Generationen: Der 15-jährigen Tochter und ihrer Eltern sowie den Enkelinnen und ihrer Großmutter. Die Inszenierung kommt unaufgeregt daher, stehen im Mittelpunkt ja auch die Charaktere, die mitunter ziemlich schrullig gezeichnet sind (so ist die Großmutter auch für die meisten Lacher gut), aber immer authentisch bleiben.
Kommen wir abschließend noch einmal auf die Filmkritiker des Panels zu sprechen: Keiner der drei sprach sich für ein Bewertungssystem a la Roger Ebert oder via Sterne aus. Für die schnelle Einordnung finde ich hingegen solch ein System recht sinnvoll (konkretisieren kann man ja immer noch). Von daher teile ich die momentane Einschätzung von 6,4 bei IMDB nicht, sähe den Film im Siebener-Bereich. Aber bei 29 Votern ist das Ergebnis auch nicht wirklich repräsentativ.
Mehr Präsenz von mir die Tage...
Elman Smithee - 17. Feb, 20:55